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Feuerwehr schulte DRK-Retter im Umgang mit Elektrofahrzeugen – wir lieferten das passende Fahrzeug

„Stromer“ sind nicht OHNE

Donnerstag, 08. Juli 2021, 10:43 Uhr
Sandro Hertel (Mitte) von der Berufsfeuerwehr erklärt den Rettungskräften des DRK, worauf sie im Fall eines verunfallten Elektrofahrzeuges achten müssen. Die größte Gefahr geht von der Hochvolt-Anlage aus. Deshalb muss sie als erstes deaktiviert werden.

NORDHAUSEN. Elektrofahrzeuge erleben derzeit einen Boom. Für immer mehr unserer Kunden spielt E-Mobilität eine Rolle und sie wechseln von einem fossil brennstoffgetriebenen Fahrzeug zu einem „Stromer“. Doch wie steht es im Fall eines Crashs um deren Sicherheit? … Ein Crash, ein Notruf und schon rücken sie aus, die Retter von Feuerwehr und Rettungsdiensten. Doch nicht immer ist die Feuerwehr als erste vor Ort, manchmal sind es auch die Rettungswagen. Besonders heikel wird die Situation dann, wenn es sich bei einem verunfallten Fahrzeug um einen „Stromer“ handelt. Denn der birgt einige Gefahren in sich.

Genau diese standen im Mittelpunkt einer Schulung, die die Berufsfeuerwehr Nordhausen und das DRK Nordhausen kürzlich gemeinsam für Rettungs- und Notfallsanitäter organisiert hatten. Neben mehreren anderen Schwerpunkten war der Umgang mit Elektrofahrzeugen eines der Hauptthemen.

Mit Wachabteilungsleiter Sandro Hertel von der Feuerwehr hatte DRK-Schulungsleiterin Kerstin Merten einen kompetenten und erfahrenen Dozenten gefunden, der aus seinem 16-jährigen Berufsalltag viele Situationsbeispiele schilderrn und somit die Theorie mit viel Praxisbezug verbinden konnte.

Das Hauptaugenmerk in seinen Ausführungen galt dem Erkennen von Elektrofahrzeugen und dem Umgang mit ihnen, um Gefahren für Retter und verunfallte Personen abzuwenden. Schließlich durchfließen mehr als 600 Volt das Hochvoltsystem aus Motor, Versorgungsleitungen und Batterie/Akku. Dieses System müsse immer zuerst deaktiviert werden, wenn es nicht durch ausgelöste Airbags automatisch passiert sei, betonte Sandro Hertel.
Da auch unsere Kunden als Verunfallte betroffen sein könnten, unterstützten wir das Schulungsprogramm durch die Bereitstellung eines geeigneten Elektrofahrzeuges, eines Mercedes-Benz EQA (EQA 250: Stromverbrauch in kWh/100 km (kombiniert): 15,7; CO2-Emissionen in g/km (kombiniert): 0.[1]), zu Demonstrationszwecken gern.

Doch woran erkennt man ein E-Fahrzeug? „Am komischen Namen“, scherzte ein Teilnehmer. Ganz so einfach sei es nicht, entgegnete Hertel. Selbst das „E“ im Kennzeichen sei keine Pflicht, sondern liege in der behördlichen Hoheit der Landkreise.

Dann nannte er typische Elemente wie eine e-Ergänzung im Typennamen, blau- oder grünumrandete Scheinwerfer oder Felgen und die Anzeigen „Charge“ oder „Batterie“ in der Armatur als mögliche Indizien. Schließlich seien auch das Piktogramm des Blitzes und orange ummantelte Kabel im Motorraum wichtige Hinweisgeber.

Große Bedeutung für alle Retter hat das Rettungsdatenblatt (Rettungskarte), das Hinweise zur Lokalisierung des Hochvoltschalters im Motor- oder Fahrzeuginnenraum sowie anderer kritischer Bauteile zeigt, von denen eine Gefahr für Insassen und Retter ausgehen könnte. Bei Mercedes-Benz-Fahrzeugen befindet sich ein QR-Code als sogenannter „Rettungssticker“ im Türrahmen (B-Säule) und an der Innenseite der Tankklappe. Bei anderen Modellen ist der Code über die Eingabe „Rettungskarte + Modell“ über Google abrufbar. Wichtigste Info bei E-Fahrzeugen ist die Anzeige der Hochvolt-Trennstelle, der Batterie und des HV-Kabels. Hinweis: Besitzer eines älteren Elektrofahrzeuges können den Rettungssticker für ihr Fahrzeug in allen Mercedes-Benz-Autohäusern nachordern. In allen neuen Modellen ist er vorhanden.

Im praktischen Teil der Unterweisung diente unser Mercedes-Benz EQA als Anschauungsobjekt. Unter der Anleitung von Feuerwehrmann Steffen König konnten die Schulungsteilnehmer nun die Theorie am Mercedes-Stromer nachvollziehen. QR-Code einscannen, Hochvolt-Trennstelle finden, HV-Kabel und Batterie lokalisieren, dann die HV-Stromversorgung am grünen Schalter (Motorraum) deaktivieren und den Zustand der Batterie – so weit wie möglich – checken. Bis zum Abschalten der Bordelektrik gelten die Airbags – es können bis zu 18 pro Fahrzeug sein – als auslösbar. Erst wenn keine Schäden erkennbar sind, dürfen weitere Schritte folgen.

Bedeutsam für die Bergung von Verletzten sei es, die „normale“ Stromversorgung nicht sofort abzuschalten. Nur so könne man Fensterheber, Türöffner und Sitzverstellungen aktivieren, um eingeklemmte Menschen zu bergen, betonte Sandro Hertel. Danach müsse das Fahrzeug in Parkposition gebracht und abgeschaltet werden, denn nicht selten stünden Insassen unter Schock und könnten aus Panik das Gaspedal treten oder andere unbedarfte Handlungen ausführen.

Als besonderen Gefahrenherd im Fall einer Beschädigung stellte Steffen König explizit die Batterie/Akku in den Fokus. Hier sei besondere Vorsicht gefragt, denn allein aufsteigender Qualm deute auf eine mögliche Brand- und Explosionsgefahr hin. Auch könne ein Akku mit weniger als 2,5 Volt Spannung durch Selbstzerstörung explodieren.

„Das zeigt, wie wichtig es auch für alle Retter ist, über grundlegende Eigenschaften von Elektrofahrzeugen informiert zu sein“, konstatierte Sandro Hertel, der sich herzlich für das Demo-Fahrzeug aus unserem Haus bedankte.

Für sich und seine Kollegen von der Berufsfeuerwehr könnte er sich auch eine weitergehende Produktschulung vorstellen. „Wir sind in der Regel die ersten Retter, die am Unfallort eintreffen. Deshalb wäre eine Schulung zu mehr Details durch einen Ingenieur oder Produktexperten wünschenswert.“

Und ein Hinweis lag den Feuerwehrexperten für alle Retter und Ersthelfer besonders am Herzen: Bitte den Notruf 112 nicht vergessen! Nur so kann Hilfe und Verstärkung kommen.


[1] Der Stromverbrauch wurde auf der Grundlage der VO 692/2008/EG ermittelt. Der Stromverbrauch ist abhängig von der Fahrzeugkonfiguration. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH (www.dat.de) unentgeltlich erhältlich ist.