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12-Millionen-Objekt beseitigt eine der größten Umweltschleudern Erfurts

Mittwoch, 20. Juli 2022, 13:50 Uhr
ERFURT. Auf dem Gelände des früheren Minol-Tanklagers lässt Autohändler Helmut Peter gerade ein topmodernes Autohaus für zwölf Millionen Euro bauen.

Ob es das letzte Großprojekt sein wird, dass er angeht. Auf diese Frage antwortet Helmut Peter nur mit Zögern und sagt dann gedehnt „Nein“. Der 64-Jährige Unternehmer, der mit 30 Autohäusern an 16 Standorten ein kleines Imperium aufgebaut hat, denkt gar nicht ans Aufhören. Vor zwei Jahren hat er in Heiligenstadt ein riesiges Autohaus ans Netz gebracht. Gerade hat eines nach gleichem Strickmuster in der Lutherstadt Wittenberg eröffnet. Nun ein weiteres 12-Millionen-Objekt Erfurt. Eines der modernsten Deutschlands, betont er.

Das Projekt in der Paul-Schäfer-Straße 97 ist allerdings eines mit einem Alleinstellungsmerkmal. Peter hat durch den Neubau am Standort eine der größten Umweltschleudern der Stadt beseitigt. Zu DDR-Zeiten stand hier das Minol-Tanklager. Da man es zu Ost-Zeiten mit der Umwelt nicht so genau nahm, lief hier auch mal eben ein Kesselwagen voll Sprit über Nacht aus, ohne dass es jemanden tangierte. Ergebnis: ein total verseuchtes Gelände, an dem sich in Nachwendezeiten unzählige Glücksritter mit allem möglichen Unfug versuchten. Und scheiterten.

2017 durch Zufall auf das Gelände aufmerksam geworden

Dann fuhr Helmut Peter vor fünf Jahren vorbei. Und wendete. Das Gelände könnte sein Problem lösen. Am viel zu engen Standort in der Schlachthofstraße lief nämlich der Mietvertrag aus. Peter wollte neu und größer bauen. Nur wo? In der Paul-Schäfer-Straße war genug Platz. Aber hier stapelten sich auch jede Menge Probleme. Der Nordhäuser ließ sich nicht abschrecken. Er kaufte das Grundstück für 400.000 Euro. Nach „relativ zähen Verhandlungen“, mit den Anwälten des Eigentümers. Die lenkten aber dann „relativ schnell“ ein. Froh, solch eine unberechenbare Umweltschleuder losgeworden zu sein.

Öffentliche Hand zahlt 90 Prozent der Sanierungskosten des verseuchten Bodens

Peter besorgte sich zuvor die Freistellung von den Sanierungskosten. Das ermöglichte der Einigungsvertrag, der vorsah, dass die öffentliche Hand einspringt, wenn einer eine Umweltsünde beseitigt. 31 unterirdische Kraftstofftanks mussten ausgebuddelt und verschrottet werden. Die Entsorgung der verseuchten Erde bis in sieben Meter Tiefe auf ca. 30.000 Quadratmetern Boden verschlang am Ende rund 3,8 Millionen Euro, die zu 90 Prozent gefördert wurden. 25.000 Tonnen Aushub wurden bewegt, abgefahren und in Riesa bzw. Bleicherode aufgearbeitet und anderweitig wieder verbaut. Sechs Brunnen wurden zur monatelangen Grundwasserreinigung gebohrt. Im November 2020 war die Sanierung des Geländes durch. Aber die Baugenehmigung seitens der Stadt ließ auf sich warten. Peter musste seinen Plan, im März 2022 aus der Schlachthofstraße ins neue Objekt umzuziehen, beerdigen. Und mit seinem Vermieter teuer nachverhandeln. Mit dem Ergebnis, dass sich der Mietzins nahezu verdoppelte. Nun soll, so die Welt nicht völlig durchdreht, der Umzug im Frühjahr 2023 erfolgen.

Baukosten stiegen von zehn auf zwölf Millionen Euro

Die einst geplanten Baukosten von zehn Millionen Euro ließen sich bei all dem globalen Störfeuer erfahrungsgemäß nicht halten. Inzwischen sind es zwölf Millionen. Dafür kriegt die derzeit 90-köpfige Crew - sie soll auf 120 aufgestockt werden - von Helmut Peter künftig ein 7-Marken-Autohaus - 95 Meter lang, 50 Meter breit, sieben Meter hoch - mit viel Platz und Licht. Und Komfort. Die Werkstatt z.B. bekommt für die momentan 13 Monteure eine Fußbodenheizung. Die Büroflächen verdoppeln sich, die Ausstellungsfläche wird ein Drittel größer ausfallen. Neu hinzu kommt ein Karosserie- und ein Lackierzentrum. Dazu ein Reifenzentrum in einem extern errichteten Gebäude. Ebenfalls extern wird noch auf 600 Quadratmetern ein Suzuki-Center errichtet. Muss sein, weil es die einzige Marke bei Helmut Peter ist, die nicht zum PSA-Konzern gehört. Nicht zu vergessen - eine neue Waschhalle kommt noch als „Draufgabe“ hinzu.

ADAC und eine Prüforganisation als neue Nachbarn

Was aber passiert mit den großen Flächen links des neuen Gebäudes? Dort wird - na klar - auch gebaut. Ein vier Millionen Euro teures Gebäude für eine Kfz-Prüforganisation. TÜV oder Dekra? Peter legt sich nicht fest. Man verhandle mit beiden. Lässt aber durchblicken, dass man gern auch noch den ADAC auf dem Gelände integrieren würde. Platz sei schließlich genug, sagt Peter, der 1989 in Nordhausen Chef einer PGH für Kraftfahrzeuge war, sich dann selbstständig machte und zwei Jahre später im Eichsfeld schon seine ersten beiden Autohäuser eröffnete. Helmut Peter ist das, was man unter einem „Macher“ versteht. Das Großprojekt in Erfurt wird wohl doch nicht sein letztes gewesen sein.


Aktuelle Ansicht des Stellantis-Haus

Autor: Michael Keller
Artikel aus der Erfurter Allgemeine vom Mittwoch, den 20. Juli 2022

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