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Nordthüringer Unternehmerverband, MIT und Peter-Gruppe hatten ins OPEL-Autohaus geladen

800 Gäste und ein Friedrich Merz, der Tacheles sprach

Montag, 28. Oktober 2019, 16:14 Uhr
Das OPEL-Autohaus der Peter-Gruppe war bis auf den letzten Platz gefüllt. Über 800 Gäste wollten hören, was Friedrich Merz zu aktuellen Fragen der Weltwirtschaft, zur Diesel-Verteufelung und zur Rolle Europas zwischen den G2 – USA und China – zu sagen hat.


NORDHAUSEN. Nach dreimaligem Verschieben hatte es nach knapp einem halben Jahr nun doch geklappt. Friedrich Merz, Rechtsanwalt, CDU-Politiker und Lobbyist hatte die Einladung zum Wirtschaftspolitischen Frühschoppen – nun in den Abendstunden des 25. Oktobers – angenommen und vor 800 Interessierten seine Sicht auf aktuelle Themen der Weltwirtschaft dargelegt.

Mit ihm war auch Mike Mohring, Fraktionsvorsitzender der CDU im Thüringer Landtag und Spitzenkandidat für die Landtagswahl, nach Nordhausen gekommen mit seinen Visionen für den Freistaat im geistigen Gepäck.

Nach begrüßenden Worten von Co-Geschäftsführer Chef Andreas Peter und der Erinnerung an die Merz´sche Bierdeckel-Steuererklärung beschwor Mike Mohring in seinem Auftritt vor dem Wahlsonntag seine Parteimitglieder und Anhänger auf eine neue Mitte und einen Neuanfang für Thüringen. „Wort und Tat zusammenzuführen. Darauf kommt es an“, sagte er euphorisch.

Mit der Entschuldigung für den am Vorwochenende kurzfristig abgesagten Auftritt, übernahm Friedrich Merz, Polit-Profi und rhetorisch am Nerv der Zeit, das Rednerpult. Er erinnerte an seine Erlebnisse ´89 und seine Sicht aus damals europäischer Perspektive als frischgebackenem Mitglied des EU-Parlaments: ´Da gerät eine Weltordnung aus den Fugen´.

Doch mit vier historischen Daten der Jahre 2014, 2016 und 2017 übertrug er seine Gedanken von einst ins Heute mit der Mahnung, dass die Weltordnung erneut aus den Fugen geraten könne, wenn sich Deutschland und die EU nicht als dritte Kraft im Bund mit Russland zwischen den beiden Wirtschaftsmächten USA und China behaupte. „G 7 oder G 8 ist nicht die Frage des Jahrhunderts, sondern G 2 oder G3. Deutschland kann sich nicht wegducken, sondern muss seinen Beitrag leisten, einen europäischen Beitrag“, so sein Appell.

Mit seinen Gedanken zu Umweltpolitik („Wir haben die beste Dieseltechnologie der Welt, die es auch in zehn Jahren noch geben wird – aber ob wir dann noch dabei sind?“), Ausbau des 5 G-Mobilfunknetzes („Der Bund hat 46 Millionen Euro Lizenzgebühren eingenommen, aber sie sind verschwunden. Andere EU-Länder haben ohne hohe Lizenzen besser gehandelt und sind viel weiter.“), EU-Cloud („Europa braucht eine eigene digitale Infrastruktur!“) und beruflicher Bildung („Andere Länder beneiden uns darum ….“) forderte er ein neues Kapitel in diesem neuen Jahrhundert und verurteilte den „Meinungsterror“ von links und rechts.

Nach dem lauten Zwischenruf eines Gastes „Die CDU hat es doch 16 Jahre verantwortet, dass es jetzt so ist“ holte Friedrich Merz zur Generalkritik an der Berliner CDU-Spitze und der Kanzlerin aus.
„Das Land erwartet ein Stück Führung und nicht nur das Zuschauen dessen, was Macron machen will. Wir müssen das machen, was unser Land stark macht, ohne persönliche, sondern mit sachlichen Angriffen. Es braucht politischen Bekennermut, Respekt und Wertschätzung. Das Engagement muss aus der Mitte der Gesellschaft kommen!“

Mit einem Dank an den Zwischenrufer beendete er seine emotionale Kritik am Berliner Führungs- und Regierungsstil unter dem tosenden Applaus der Anwesenden und erfüllte danach viele Foto- und Autogrammwünsche – auch auf Bierdeckeln.