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Unterschriften mit Signalwirkung

Donnerstag, 07. Januar 2016, 16:55 Uhr
Michael Teclom Asmelash bei der Unterzeichnung seines Vertrages: "Ich beeile mich, denn Zeit ist Geld!"

Helmut Peter als Vorreiter in Thüringen gab Signal für ganz Deutschland

NORDHAUSEN. Mit dem Zuruf an Kanzleramtsminister Peter Altmaier zum Oktoberfest der CDU in Duderstadt hatte Helmut Peter am 30. Oktober 2015 seine Bereitschaft signalisiert: „Geben Sie mir 20 Flüchtlinge und ich mache daraus eine Peter-Klasse.“ Heute - nur 10 Wochen später - unterzeichneten die ersten acht jungen Männer ihre Verträge für ein halbjähriges Praktikum in der Autohaus-Peter-Gruppe. Jeweils zwei junge Männer erhielten einen Praktikumsvertrag von der Firma Heck-Bau und der SWG Nordhausen. Zeugen des Aktes waren ranghohe Politiker und Wirtschaftsvertreter: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit, sowie namhafte Nordhäuser Unternehmer.

Alle waren in die Škoda-Autowelt gekommen, um der Initiative ihren Respekt zu zollen, wie Frank-Jürgen Weise und Bodo Ramelow unisono unterstrichen. Hier sei eine Initiative aufgegriffen und in die Tat umgesetzt worden. Mit deutlichen Worten distanzierte sich der Ministerpräsident von den jüngsten Übergriffen auf Frauen in Köln, verband damit aber auch die Forderung nach Integration.
Niemand habe das Recht, das Recht selbst in die Hand nehmen. „Wenn wir das zulassen, zerstören wir die demokratische Grundordnung“, so Ramelow. Wer von einem System nehme, müsse auch zum Geben bereit sein. Dies könne jeder, indem er die deutsche Sprache lerne und sich ausbilden lasse. Mit fleißiger Arbeit kann jeder neue Bürger zeigen, dass er dem Staat auch etwas zurückgeben will.

Dem Merkel-Zitat „Wir schaffen das …“ fügte er hinzu: „…wenn wir die Voraussetzungen dafür schaffen.“ Thüringen sei bereit und für die Aufgabe gut aufgestellt. Viele Unternehmen, viele Freiwillige und nicht zuletzt die Bundeswehr mit tausend helfenden Händen hätten Voraussetzungen geschaffen, Finanzen bereitgestellt und ihre Bereitschaft gezeigt. Nun sei der Bund gefordert, auch seinerseits Mittel bereitzustellen. Wichtig sei zudem das Ziel, die Aufnahmeverfahren auf eine Woche zu begrenzen. Nach den Ereignissen von Köln sei das Nordhäuser Beispiel das 1. Signal dafür, dass jemand etwas tut.

Niels Neu, Chef des Nordhäuser Unternehmerverbandes, würdigte das Engagement Helmut Peters: „Jetzt sagt mal einer - Wir MACHEN das. Diese von Helmut Peter angestoßene Initiative ist Grundlage für die hiesige Wirtschaft, seinem Beispiel zu folgen. Wichtig ist nun, dass wir deutsche Rechtsnormen vermitteln, jedem Neuankömmling sagen, dass hier Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herrscht. Die nach Köln von einigen geforderte Armlänge ist in der deutschen Wirtschaft nicht praktikabel.

„Eine Armlänge ist keine Norm für das, was wir in Deutschland akzeptieren dürfen!“, forderte Bodo Ramelow und bezeichnete Helmut Peters Initiative als positives Signal für ganz Deutschland.

Diesem Tenor schloss sich Frank-Jürgen Weise an und lobte die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Kommunalpolitik und Agentur für Arbeit. „Asyl ist ein Wert, den unsere Gesellschaft anerkennt.“ Als zweiten Wert definierte er die Erwerbsfähigkeit und bezifferte die Zahl der erwerbsfähigen Neuankömmlinge auf 70 Prozent. Die Voraussetzungen für eine Integration seien durch weniger Schulabgänger und 12 % mehr offene Stellen als vor einem Jahr optimal. „In dieser guten Lage müssen wir handeln“, so seine Forderung.

Sonderprogramme für Flüchtlinge gebe es nicht, aber man müsse einen Mix aus mehreren Segmenten finden. Berufliche und sprachliche Ausbildung müssten sich ergänzen. „Erfolgsfaktor ist eine Politik, die weiß, wie sie die operative Ebene der Ämter nutzen kann. Hier in Nordhausen ist das gegeben. Hier setzt der unternehmerische Mut, etwas zu tun, ein Zeichen. Gefordert sind aber auch Fleiß und Leistungen der neuen Arbeitnehmer“, so Weise.

Mit dem Stand von Nordrhein/Westphalen verglich der Nordhäuser Agenturchef Karsten Froböse die derzeitige Arbeitslosenquote von 8 Prozent. In den nächsten zehn Jahren gingen ein Fünftel der Beschäftigten in Rente. Der Fachkräftebedarf sei die Chance für die Neuankömmlinge.

Dann setzten Helmut Peter und der 21-jährige Michael Teclom Asmelash aus Eritrea die vielen Worte in die Tat um: Sie unterzeichneten den Vertrag für ein halbjähriges Praktikum im Autohaus Peter. Parallel soll dem jungen Mann, der im Opel-Autohaus den Mechatronikern genau auf die Hände schaut, um erste Handgriffe zu erlernen, auch Sprachkenntnisse vermittelt werden.
Der junge Mann hat den wichtigsten Satz schon gelernt. Bei der Unterzeichnung beeilte er sich mit seinem Schriftzug und deutete den Journalisten namhafter Fernsehsender und Agenturen: „Ich mache schnell, denn Zeit ist Geld!“