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Jürgen Töppe hängte Kittel an den Nagel

Mittwoch, 08. April 2015, 08:05 Uhr

Symbolisch übergibt Jürgen Töppe die Schraubenschlüssel an seine Nachfolger Sascha Dachnio (links) und Thomas Wolfram (rechts). Centerleiter Marco Wuttke:"Die Kunden sind immer wieder und immer gern zu Jürgen Töppe gekommen!"

Nach 46 Berufsjahren genießt der Kfz-Meister nun seinen Ruhestand

Sondershausen. Noch einmal nimmt Jürgen Töppe den Auftragsblock in die Hand, legt seine Hand behutsam auf die Mercedes-A-Säule. Den Kittel hat er schon Ende Februar an den symbolischen Nagel gehängt. Jetzt posiert der Kfz-Meister nur noch einmal für ein Foto. Doch bei den Erinnerungen an sein Berufsleben bekommt unser 63-jähriger Peter-Mann dann doch gläserne Augen.



Nur noch einmal den Auftragsblock in der Hand: Jürgen Töppe ging nach 22 Jahren im Hause Peter und nach 46 Berufsjahren in den Ruhestand. Die Liebe zum Schrauben blieb.

Als Lehrling zum Maschinisten hat er angefangen, damals, 1968 im Kali-Werk Sondershausen. Nach der NVA-Zeit zog es ihn wieder unter Tage. Diesmal in die Kfz-Werkstatt. Das war 1978. „Ich habe alles an Fahrzeugen instandgesetzt, was unten fuhr, vom Geländewagen bis zum „LO“ und P 3.“ Mitte der Achtziger dann der Meisterbrief. Bis zur Wende koordinierte Jürgen Töppe die Wartungen und Reparaturen der Schachtfahrzeuge. Dann begann „das große Spiel“, wie er sagt. Niemand wusste, was wird. - Heute wissen es alle.

So wie viele Schachtleute orientierte sich Töppe neu, fing bei Hesse – Ludwig in der freien Kfz-Werkstatt an. Am 4.4.1993 übernahm Helmut Peter sie als Service GbR mit allen 15 Leuten. „Wir haben den Stern aufs Dach gebaut und fingen mit einer Pkw-Hebebühne an, obwohl Lkw unser Hauptgeschäft waren. So arbeitete ich bis 1996 als Pkw-Meister.“ Am 31.12.96 war Schluss am alten Standort. Parallel wuchs der Neubau in der Erfurter Straße. Von Januar bis April fuhr Jürgen Töppe täglich nach Nordhausen in die Peter-Werkstatt, während viele seiner Kollegen in Sondershausen auf dem Bau mit anpackten.

Mit der Einweihung des neuen Autohauses am 23. Mai 1997 begann auch die Töppe-Ära als das Gesicht für die Sondershäuser Mercedes-Kunden. „Jeden Tag trug ich das Peter-Logo an der Jacke. ‚Mercedes-Autohaus Peter in Sondershausen, Töppe, was kann ich für Sie tun?‘ wurde mein Schlachtruf. Ich hab’s gern gemacht“, schmunzelt der sympathische Kollege, der in Badra wohnt und sich mit Haus und Garten ein kleines Refugium geschaffen hat.

Viele Kunden kannten ihn vom Schacht. Sie waren ihm gefolgt und hatten Vertrauen. Sie kannten Meister Töppe, plauderten mit ihm auch über Sorgen und Nöte, baten ihn um Rat, auch privat. Das schafft Nähe. Ein Kunde rief ihn in den Neunzigern sogar einmal am Sonntagmorgen an. Mit seiner E-Klasse war er in der Possenallee liegengeblieben, rat- und kopflos. „Mit dem Abschlepper bin ich dann hin und hab den Mercedes in die Werkstatt geholt“, erinnert sich Töppe schmunzelnd.

Nun hat er die Schlüssel symbolisch weitergereicht an Meister Thomas Wolfram (41), den einstmals ersten Lehrling im Hause Peter, und an Sascha Dachnio (27), den jungen Meister und zertifizierten Diagnosetechniker, der die neue Meister-Generation vertritt. Alt und Jung muss eins gemein sein: Sachverstand, gute Umgangsformen und Empathie. „Das ist der Schlüssel zum Erfolg“, weiß Jürgen Töppe aus Erfahrung: „Unser Team war wie eine Familie, wir haben immer zusammengehalten! Und die Kunden haben das gemerkt, sind gern gekommen.“



Mit Baby Roman auf dem Arm fühlt sich Opa Jürgen sehr wohl. Seinen drei Enkeln widmet er gern Zeit.

Nun ist der frischgebackene Ruheständler nach 46 Berufsjahren nur noch für die Familie da: fast!
Mit Enkel Lukas (12) fährt er regelmäßig zum Fußball-Training und zu den Spielen. Gern trägt er Baby Roman auf dem Arm. Und wenn Jakob (7) zu Opa kommt, blicken sie gemeinsam auf die Vogelschar. – Keine lebenden Vögel, sondern Zweiräder aus DDR-Produktion, denen der Opa neues Leben einhauchte. Vom Star bis zur Schwalbe hat Jürgen Töppe sie alle, dazu noch Motorräder von der TS bis zur ETZ.
Doch sein Liebling ist ein Fendt-Traktor, Baujahr ’56. Der wurde gebaut, als Töppe noch ein Knirps war. Heute hilft der Kfz-Meister seiner alten Lady mit gekonnten Handgriffen auf die Sprünge, wenn sie mal schwächelt, und tuckert gern mit ihr durch den Garten.

Am Bachlauf entspannt er am liebsten. Natürlich mit seiner Frau Rita. Mit ihr will er noch viele schöne Jahre genießen, im Sommer an die Adria reisen oder an die Nordsee, wo sie gern bei „Lord Nelson“ wohnen. Gerade waren sie wieder dort … und Jürgen Töppe das erste Mal als Ruheständler.